Moodboards. In der Stimmung?

Wenn man uns beauftragt ein Corporate Design zu schaffen, ein Logo zu designen oder eine Website, halten wir nicht viel davon zehn Varianten herzuzeigen. Das liegt nicht daran, dass wir sie nicht hätten – im Laufe des Gestaltungsprozesses fallen weit mehr an. Es liegt daran, dass sich nach viel Feinschliff und internem Feedback meistens eine Lösung herauskristallisiert, die einfach die richtige ist; weil sie schlüssig, schön, spannend und clever ist.

Und so wäre es dann unehrlich, mehrere Varianten zu zeigen, von denen man nicht das Gefühl hat, dass sie so toll funktionierten. Besser den Prozess so gestalten, dass man zusammen mit dem Auftraggeber zu dieser einen besten Lösung kommt, die man dann immer weiter verbessert, bis wirklich alles passt. Daher arbeiten wir mit Moodboards, bevor wir überhaupt mit dem Design beginnen.

Gerade sind wir mit dem Corporate Design von Vier Sinne beschäftigt. Es gibt ja immer verschiedene Ansätze um einen Inhalt zu kommunizieren. Welche das aber speziell für diesen Kunden sein könnten, mussten wir erst selbst in einem herausfinden:

Schritt 1 – Charaktere finden

Wir stellen uns das Unternehmen Vier Sinne als Mensch vor. Zuerst liegt da ein Haufen an Charaktereigenschaften am Tisch und wir ordnen sie so, dass drei möglichst unterschiedliche Profile entstehen, die aber in sich schlüssig sind und zum Unternehmen passen. Dieser erste Schritt ist sehr wichtig, denn er legt die Grundidee für die Visualisierung der Moodboards. Nach langem Kombinieren und Formulieren haben sich diese drei Typen herausgestellt:

  • Typ 1 vermittelt Image und Erfolg
  • … zeigt, was er ist
  • … kommt selbstsicher und elegant zum Ziel
  • Er ist: der edel-seriöse.
  • Typ 2 vermittelt Inhalte durch Erlebnis
  • … lässt dich erfahren, was er ist
  • … kommt spielerisch zum Ziel
  • Er ist: der spielerisch-mutige.
  • Typ 3 vermittelt Werte und Inhalte erklärend
  • überzeugt dich von dem, was er ist
  • … kommt durch Argumentation zum Ziel
  • Er ist: der sozial-engagierte.

Schritt 2 – Charaktere kennen lernen

Jetzt kommt der schönste Teil. Da wir nach der etwas kopflastigeren Eigenschaftssuche nun die Unterschiede unserer Typen kennen, können wir überlegen, wie man sie am besten darstellt. Da ist es vor allem praktisch, bereits bestehende Marken, Personen, Produkte und Tätigkeiten mit ihnen in Verbindung zu bringen. Es geht bei Moodboards in dieser Phase viel weniger um eine Gestaltungsrichtung, als die Art und Weise, wie kommuniziert werden soll. Also haben wir überlegt:

  • Welche berühmten Persönlichkeiten würden am ehesten für den jeweiligen Typ stehen?
  • Welche Marken spiegeln sein Image am besten wider?
  • Wo würde er einkaufen gehen?
  • Welches Auto würde er fahren und welche Schuhe würde er tragen?
  • Welche Kunstwerke würden ihm gefallen?

Diese Liste kann man natürlich endlos weiterführen. Aber hierin steckt wirklich der größte Spaß, denn auf einmal werden die abstrakten Eigenschaften anfassbar und real. Auf einmal baut sich ein Bild im Kopf auf.

Schritt 3 – visuelle Beispiele suchen

So, wir haben jetzt schon eine Vorstellung, welche Art Mensch unsere drei Typen sein könnten, was sie machen und was sie mögen. Jetzt wollen wir anhand von grafischen Beispielen auch noch ein bisschen zeigen, wie sich jede Richtung visuell anfühlt. Hier geht es nicht darum, schon etwas festzulegen oder auszuschließen, sondern darum, ein Gefühl, eine Stimmung (=Mood) zu transportieren. So haben wir ca. 80 Beispiele gesucht, ausgedruckt, ausgeschnitten und auf den großen Tisch gelegt. Sie werden kombiniert und vertauscht, es werden neue gesucht und alte weggelassen. Das Bild der drei Moodboards wird immer unterschiedlicher und klarer.

Schritt 4 – UHU Stick

UHU Stick ist bestimmt nicht der beste Kleber der Welt, aber leider habe ich bisher auch noch nichts besseres gefunden. So haben wir ca. 2 Stunden gebastelt, bis unsere Finger pickig waren und unsere Moodboards mit allen Einzelteilen endlich fixiert.

Die Endprodukte

Nach langer Arbeit sehen wir glücklich und erschöpft drei komplett verschiede Typen vor uns. Alle könnten unsere Zielformulierung „Vier Sinne bietet einzigartige Erlebnisse in absoluter Dunkelheit“ kommunizieren, nur eben auf ihre eigene Art. Der eine macht es sehr selbstbewusst und fein, der andere neugierig und verspielt, der Dritte sozial motiviert und argumentativ. Jetzt muss der Kunde entscheiden in welche Richtung er gehen möchte. Welcher dieser Typen ist sein Unternehmen am ehesten?

Typ 1:

Typ 2:

Typ 3:

Voller Spannung zeigen wir unsere drei Moodboards dem Kunden und nach genauem Anschauen und Überlegen wählt er Typ 2 – den Verspielten. Er passt am besten zu dem, wofür sein Unternehmen stehen soll. Da auch die anderen Charaktere allesamt Eigenschaften hatten, die ihm wichtig waren, war die Entscheidung nicht so leicht. Aber jetzt verfolgen wir ein gemeinsames Ziel und können mit der Arbeit beginnen. Wir freuen uns auf die nächsten Wochen!