Mit F wie Vergleich. BAWAG und PSK Bank.

Weit gehen muss man bei uns wirklich nicht, um sich einen ersten Überblick über die Corporate Designs unserer führenden Finanzinstitute zu bekommen. Es reicht ein paar Schritte aus dem Büro hinaus zu machen und sich einmal umzudrehen: Da prangt über dem Donaukanal wie einen Schatz markierend das Raiffeisen-Logo auf einem Hochhaus, am Schottenring und auf der Tuchlauben betreiben Volksbank und BAWAG ihre Dependencen, Erste Bank und Bank Austria gönnen sich repräsentative Hauptgebäude am Graben bzw. in der Schottengasse. Ein Vergleich liegt also buchstäblich nahe, und: wollen wir sie doch unter die Lupe nehmen, solange sie noch alle da sind!

Es hat sich auch viel getan in der österreichischen Bankenwelt der letzten zwei Jahre: So hat die Volksbank ihr Logo überarbeitet und einen neuen Slogan gefunden, die BAWAG wollte sich aus nachvollziehbaren Gründen von innen heraus komplett erneuern und der Bank Austria wurde etwas von außen übergestülpt. Die Umstellungen sind mal besser, mal schlechter gelungen – vor allem aber zeigen sie, wie man entweder mit Sensibilität und Liebe zur Form und Tradition vorgehen kann oder auch nicht.

Am härtesten hatte es da bestimmt die BAWAG – kaum ein Name in der Wirtschaftsgeschichte Österreichs wurde so stark belastet, so aufgeladen mit skandalöser Konnotation: Man hatte angeblich sogar einen Namenswechsel in Betracht gezogen. Letztlich entschied man sich, den Namen zu behalten, aber ein neues Corporate Design zu entwickeln. Außerdem sollten die zusammen gehörenden BAWAG und PSK gleich auch optisch unter einen Hut gebracht werden. Im Herbst 2007 war es dann so weit:

Das ganze Re-Design geht letztlich natürlich vom alten Logo aus: von der Leberkäsesemmel-Form und dem Häuselbauer-Flair hat man sich aber glücklicherweise verabschiedet. Die Elemente wurden sehr behutsam und sensibel wiederverwendet: die langweilige, in alle Richtungen zentrierte Ausrichtung wurde aufgegeben und die roten Dreiecke, nun durch unterschiedliche Größen in Spannung gesetzt, hochkant zu einer schlanken und eleganten Form über der Schriftmarke aufgerichtet. Dieser ist nun in der Luxury Gold von House Industries gesetzt und passt ebenfalls ausgezeichnet.

Ob die Segel-Assoziation eine bewusste ist: ich weiß es nicht. Es ist anzunehmen, hat sich aber meines Wissens bisher nicht in Slogans oder Werbetexten niedergeschlagen. Man konzentriert sich da auf ein Ärmel-hochkrempeln-Motiv, das wohl auch besser zum Aufräumbedarf nach der Affäre passt. Ich denke es gibt da wohl auch so etwas wie eine Sperrfrist, in der man die Karibik-Assoziationen eher noch behutsam streuen möchte. Wo es sich dort doch so gut segeln lässt.

Die neue Formensprache hat man dann auch clever verwendet, um die PSK Bank neu zu branden: Das Post-Gelb wurde einfach auf das neue BAWAG-Logo angewandt, wodurch sich praktischerweise eine formal recht nahe am alten Posthorn-Logo stehende Lösung ergibt. Natürlich stark stilisiert und um 90 Grad gedreht, aber deutlich erkennbar. Gut auch der neue Slogan der PSK Bank: „Trari, Trara, die Bank ist da.“ – charmant.

In Kombination verlieren die Bildmarken zwar etwas an Kraft, das alles ergibt sich aber doch recht organisch, geht leicht von der Hand und ist in sich schlüssig. Alles neu, alles zeitgemäß, dabei aber nicht mit der Vergangenheit gebrochen. Gelungen, wie ich finde.