Aber es hätte eben so gut gepasst. Und zwar für die Gestaltung der Ausschreibungsunterlagen für ein Straßenbauprojekt in Dänemark, die wir für TORQUE CORTEX übernommen haben. Was das Problem dabei war: Die Auflage betrug 6 Stück. Als Corporate Design Agentur möchte man da natürlich etwas Außergewöhnliches schaffen.
Also machten wir uns fürs Tender design auf die Suche nach Alternativen. Hellhörig wurden wir beim Stichwort „Filigranlaser“, fündig dann bei Bernhard Rameder & Wolfram Kühmayer. Die beiden arbeiten unter dem Namen RAUSGEBRANNT in Wien und haben schon so ziemlich alles bearbeitet, was unter ihre Laser passt.
Diese Maschinen darf man sich wie eine Mischung aus Werkbank, Kopierer und Physiklabortisch vorstellen, in unterschiedlichen Größen. Und je nach eingestellter Intensität des Lasers können Bernhard und Wolfram damit entweder – vereinfacht gesagt – stanzen oder gravieren. Das Beste dabei: Das erste Stück kostet nicht mehr als das hundertste, weil die Laser digital gesteuert werden und daher erst mal keine Setupkosten entstehen. Ideal also für Jobs, bei denen es trotz geringer Auflage auf kompromisslose Qualität und Besonderheit ankommt.
Stanzen
Für Cover, Trennblätter und Rücken der Ausschreibungsunterlagen verwendeten wir 600g/m² starken gelben Karton von Gmund.
Aus diesem wollten wir sowohl die Logoform des Bauunternehmens ausstanzen, als auch die dänische Cover-Beschriftung. Daher hatten wir diese als Stencil-Schrift angelegt, deren Formen der Laser dann feinsäuberlich ausschnitt – entlang der angelieferten Vektordaten und gesteuert vom Computer.
Die Präzision, mit der das geschieht, ist beeindruckend; selbst feinste Formen, wie z.B. im dänischen Buchstaben „ø“ blieben stehen.
Gravieren
Ein solches Cover oder Trennblatt zusätzlich zur Laserstanzung auch noch bedrucken zu lassen, ist natürlich aus mehreren Gründen nicht ganz unproblematisch: Schwierigkeiten mit der Passgenauigkeit, kompliziertere Produktionsreihenfolge und längere -dauer, höheres Fehlerpotenzial durch mehrere Produzenten, Unwirtschaftlichkeit durch die geringe Auflage und nicht zuletzt die hohe Grammatur des Papiers (im Digitaldruck sind 600g nicht machbar) stellen einen da vor Herausforderungen.
Gottseidank hat der Laser auch dafür eine Antwort: mit hoher Intensität kann er das Papier gleich auch zurechtschneiden, mit niedrigerer Intensität Schriften und Formen „gravieren“.
Einzig beim Abziehen der Schutzfolie musste man aufpassen, aber diese verhinderte Schmauchspuren auf dem Papier, die beim verbrennen während des Schneidevorgangs entstehen. Zu unserem Projekt hätten diese nicht gepasst, aber das richtige Thema vorausgesetzt lassen sich mit Schmauch schön wildwestige Effekte erzielen.
Dabei wird vom Laserstrahl (der selbst übrigens unsichtbar ist) die oberste Schicht Papier abgetragen, wodurch ein Struktureffekt wie beim traditionellen Gravieren entsteht. Gleichzeitig verbrennt das Material auch bis zu einem gewissen grad, wordurch die Gravur ihre Farbe erhält. Die Farbe selbst unterscheidet sich von Material zu Material, in unserem Fall war sie Rostbraun.