Als ich letztens über clevere und witzige Design Details geschrieben hatte, habe ich Oliver von unserer Corporate Design Agentur gefragt, ob ihm spontan welche einfielen, an die ich nicht gedacht hatte. Bei unserem letzten internen Wissens-Austausch (diesmal: Typo- gegen Foto-Know-How … für mich eher eine Art Bleisatz-Bootcamp), hat er mich dann gleich auf zwei Beispiele aus der Welt der Typografie aufmerksam gemacht:
Das Erstaunliche: beide Logos (diesmal geht es nur um Logos) sind direkt aus unserem Umfeld. Jeder in Wien kennt sie. Und trotzdem werden die Feinheiten wohl nur den wenigsten aufgefallen sein.
Das Wiener-Städtische-Logo
Bei schneller Betrachtung sticht dem Typo-ungeschulten Auge wahrscheinlich erst mal nichts ungewöhnliches ins Auge – ein gutes Zeichen, denn:
Gute Typographie bemerkt man so wenig wie gute Luft zum Atmen. (Kurt Weidemann, in: »Wo der Buchstabe das Wort führt«)
Die Finesse liegt hier im Detail:
So wurde dem »T« die rechte Hälfte des Arms (auch: Querstrich) genommen, damit das »Ä« trotz der Umlautpunkte näher heranrücken kann. Hätte man das nicht gemacht, würde der linke Umlautpunkt mit dem T kollidieren – oder aber es entstünde ein unschöner, großer Raum zwischen den Buchstaben:
Die Simulation zeigt: Man hätte fast den Eindruck, es hieße »St. Ädtische« (bei Klick aufs Bild gibts die Animation mit und ohne eingefärbtem Zwichenraum).
Schlechte [Typografie] merkt man erst, wenn es einem stinkt. (wieder Kurt Weidemann)
Das Aida-Logo
Anderes Thema: schon mal von einem Trema gehört? Das ist eines der eher stiefmütterlich behandelten Zeichen in der deutschen Sprache.
Dabei kann es einen großen Unterschied machen: Es sorgt dafür, dass man zwei aufeinanderfolgende Vokale nicht zu einem Diphtong verschmilzt. Ohne dieses Zeichen würde Zaïre also nicht »Za-i-re« sondern »Zeire« ausgesprochen. Oder Aïda statt »A-i-da« dann eher als »Eida«. Gerade in manchen Teilen Wiens.
Weil der doppelte i-Punkt aber meist eher befremdlich wirkt (eben weil er kaum verwendet wird und dadurch nicht mehr bekannt ist, was er bedeuten soll), hat man sich beim Logo-Schriftzug der Konditoreien-Kette Aïda für eine elegant-subtile Variante entschieden:
Die beiden i-Punkte bilden außen eine Einheit und haben die Größe eines einfachen Punkts. So erkennt der Wissende das Trema und alle anderen sehen einen normalen i-Punkt. Keine unnötige Verwirrung also und ein schönes typografisches Detail!